Groove Connection New Album
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Wer war Dieter Reith?
Vor allem jüngere Musikfans werden sich kaum erinnern an den
begnadeten Pianisten und Organisten, Orchesterleiter und Arrangeur. Reith (1938 – 2020) prägte musikalisch wesentlich die Unterhaltsshows im Fernsehen mit, war aber auch ein grandioser Jazzmusiker. Er spielte einen swingenden Groove, den in der Nachkriegsgeneration des deutschen Jazz kaum sonst jemand hinbekam.
Gemeinsam mit Peter Herbolzheimer baut er in den frühen 1970er Jahren die legendäre Rhythm Combination & Brass-Formation auf und erhielt gemeinsam mit Herbolzheimer für die Olympia-Musik 1972 eine Goldene Schallplatte. Bei MPS spielte er legendäre Platten ein, wie „Knock Out“ oder „A Happy Afternoon“, die bei DJs hochbegehrt sind. Als er 2020 starb, hatte ihn die Jazzwelt fast schon vergessen.
Ein Groove, der zumeist gleich in die Beine geht, sowie Stücke, die eingängig sind, ohne beliebig zu sein, gespielt von kleiner Besetzung mit orchestraler Fülle – dafür stand Dieter Reith.
Und von ihm inspiriert fühlen sich die Musiker aus dem deutschen Südwesten, die im Sommer 2021 im legendären MPS-Studio, in dem auch Reith immer wieder aufgenommen hat, das Projekt „Groove Connection“ gestartet haben. Mit knackigen Sounds voll von ekstatischem Groove, der längst nicht nur Jazzfans begeistert, ganz im musikalischen Sinne von Dieter Reith.
Unter der Regie des Schlagzeugers Markus Faller wurde eine respektvolle musikalische Ehrung für den Pianisten und Organisten da eingespielt, wo Reith viele seiner swingenden Aufnahmen 50 Jahren zuvor aufgenommen hat.
Faller, der sich intensiv mit Reiths Musik beschäftigte, schrieb die meisten Stücke für diese Aufnahme. Und Manfred Deppe, viele Jahre als Tonmeister enger Weggefährte Reiths, war für Aufnahme und Mischung dieser Musiktitel verantwortlich.
Mit dem Organisten Martin Meixner, der Pianistin Maike Mohr und dem Bassisten Henrik Mumm sind routinierte Jazzer dabei, die sich mit erfrischendem Groove und Drive überaus wohlfühlen.
Die Aufnahmen in memoriam Dieter Reith wurden allerdings von einem tragischen Ereignis überschattet: Posaunist Django Hödl verstarb in der Nacht nach dem ersten Aufnahmetag im Hotel an einer inneren Blutung. Das Projekt stand kurz vor dem Abbruch, weil der Schock natürlich alles überdeckte. Martin Meixner schrieb dann spontan unter diesem Eindruck das gospelorientierte Trauerstück „For Django“, das auch auf dieser CD zu hören ist.
Hier lagen Freud und Leid eng beieinander: Blues und Groove. Beides wurde mit einer Authentizität gespielt, die beiden verstorbenen Musikern sicher gefallen würde. Und an Stelle von Django Hödl spielte dann der formidable Josè Gallardo, der ebenfalls oft und gern mit Dieter Reith gearbeitet hat, die Posaunenstimme ein.
Auch da liegen, wie im Leben, Trauer und Freude wieder dicht beieinander.